Meßkirch

Das ab 1557 unter dem Grafen Froben Christoph von Zimmern errichtete Schloss Meßkirch gilt als die früheste regelmäßige Vierflügelanlage der Renaissance nördlich der Alpen. Der humanistisch gebildete Graf, der Verfasser der berühmten Zimmerischen Chronik, ließ hier architekturtheoretische Idealentwürfe aus Italien von einheimischen Baumeistern wie Jörg Schwarzenberger aus Landsberg/Lech verwirklichen. Für einige Jahrzehnte besaß Meßkirch damit den modernsten Schlossbau in Deutschland, der schon bald im gräflichen Adel Oberschwabens mehrfache Nachahmung finden sollte, so in Heiligenberg, Wolfegg, Zeil und Hechingen. Anstelle des zwar geplanten, aber nicht mehr ausgeführten Nordflügels steht bis heute das 1492 errichtete sogenannte ›Schlössle‹. Herzstück des Schlosses ist der große Festsaal im Ostflügel mit der ältesten Kassettendecke Deutschlands von 1563, der seit seiner Wiederherstellung 2002 für Veranstaltungen zur Verfügung steht. Zusammen mit der benachbarten Pfarr- und einstigen Residenzkirche St. Martin mit ihrer Adelsgrablege und ehedem herausragenden Kunstausstattung mit Werken des Meisters von Meßkirch steht Schloss Meßkirch für eine in Oberschwaben verbreitete, vom Adel geprägte Herrschaftsarchitektur. Nach dem Ende der höfischen Nutzung Mitte des 18. Jahrhunderts geriet die Schlossanlage durch wechselnde Nutzungen u. a. als Militärlazarett, Behördenzentrum und Schulhaus in zunehmenden Verfall. 1961 ging es vom Haus Fürstenberg in den Besitz der Stadt über, seit 1985 wird der gesamte Gebäudekomplex mit großem Aufwand grundlegend saniert und zum Kultur- und Museumszentrum ausgebaut, in dem ein Oldtimermuseum, das Martin-Heidegger-Museum, die Kreisgalerie des Landkreises Sigmaringen sowie künftig ein Stadtmuseum Aufnahme gefunden haben bzw. noch finden werden.
Edwin Ernst Weber